Psssst!

Morgen beraten wir im Nationalrat das Umweltschutzgesetz zu Ende. Es geht um Lärmbekämpfung, Altlastensanierung und um flüchtige organische Treibhausgase. Der zentrale Punkt, die Lärmfrage, wurde sehr heftig diskutiert. Lärm betrifft viele Menschen in unserem Land und sollte einheitlich und schnell geregelt werden. Mit verdichtetem Bauen sind diese Fragen sehr aktuell. Rund eine Million Menschen leiden heute an lästigem und/oder schädlichem Lärm. 90 Prozent dieser Personen leben in Städten und Agglomerationen und der Strassenverkehr ist der klare Hauptverursacher.

In der Schweiz wird die Lärmbelastung gemäss Lärmschutzverordnung in schädlich oder lästig eingeteilt. Letzteres sind Belastungen über den Grenzwerten. Tagsüber sind rund 70'000, in der Nacht 100‘000 Personen an ihrem Wohnort von schädlichem oder lästigem Lärm der Nationalstrassen betroffen. Aber auch die Eisenbahn ist laut. Vor allem in der Nacht sind rund 90'000 Personen betroffen, tagsüber «nur» 20'000.

Natürlich ist auch der Fluglärm ein Thema. Da will die bürgerliche Mehrheit einen Sonderweg definieren. Die aktuelle Vorlage aus der Kommission ist bezüglich Lärmreduktion an der Quelle völlig ungenügend. Statt über die Vermeidung von Lärm diskutieren wir mehr über bauliche Massnahmen, damit der Lärm nicht gehört wird – und darüber, wie viel man den Menschen zumuten kann. Reicht es beispielsweise tatsächlich, wenn in einer Wohnung die Grenzwerte nur in einem Raum eingehalten werden?

Wir sollten bei der Ursache des Lärms ansetzen – und das ist nun mal der Strassenverkehr. Temporeduktionen würden helfen, auch bei Elektroautos, da auch sie Lärm erzeugen. Temporeduktionen wie generell Tempo 30 haben es aber aktuell im Parlament schwer. Es geht sogar in die andere Richtung und das nationale Parlament will diesbezüglich die Gemeindeautonomie beschneiden.

Wir müssen es schaffen, diese Debatte sachlich zu führen. Denn an Lärm gewöhnt sich ein Körper nicht. Lärm macht krank – und er nimmt zu. Alles ist laut in unserem Leben. Wo es möglich ist, sollten wir ihn vermeiden.

(Dieser Artikel ist in ähnlicher Form als Kolumne im Sonntagsblick erschienen.)