Keine Strategie - und kein Schnee

Aktuell sehen wir erschreckende Bilder aus Sölden (Österreich) und Zermatt. Bagger fahren auf und bauen Pisten für Skirennen, auf den Gletschern. In Österreich waren bis vor kurzem alle Skistars im Training, auf einer kleinen Piste auf dem Gletscher. Laut den Athletinnen und Athleten war kein richtiges Training möglich; sie seien nicht bereit für den Worldcup. Auch sie werfen die Frage in den Raum, warum der Internationale Skiverband (FIS) den Rennkalender nicht anpassen und später starten lassen kann.

In derselben Woche veröffentlichte Swiss Olympic die Machbarkeitsstudie für Olympische Winterspiele in der Schweiz. Natürlich fällt sie positiv aus, es sei theoretisch machbar, dezentral gehaltene Spiele in der Schweiz bereits 2030 durchzuführen. Angesprochen werden die finanziellen Aspekte, Mobilität, Infrastruktur und Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit – was für ein tolles Wort! Es bleibt allerdings einmal mehr eine leere Hülse. Denn was in der Machbarkeitsstudie fehlt, ist die Schneesituation.

Die Spiele fänden zwar nicht im Oktober statt. Aber wenn wir uns an den letzten Winter erinnern, war die Schneesituation auch im Januar nicht besser. Allfällige Lösungen werden nicht aufgezeigt. Und da wird es für mich schon schwierig zu glauben, dass es den Veranstalterinnen und Veranstaltern mit der Nachhaltigkeit wirklich ernst ist.

Schon jetzt werden Schneedepots angelegt, Seen für den Wasserfang für die Schneekanonen in die Berge gebaut, Vliesdecken zum Schutz des Eises und Schnees gelegt. Wollen wir das wirklich?

Warum beginnen wir nicht bei den Ursachen, statt herumzupflästerlen? Ich bin nicht per se gegen Olympische Winterspiele in der Schweiz. Aber ich bin überzeugt: Sport kann mehr. Und die Schweiz auch. Gehen wir mit einem guten Vorbild voran, wenden wir uns von Gigantismus ab und planen sorgfältig mit der Natur zusammen. Dann kann es ein schöner Anlass für alle werden.

Im Wallis mussten übrigens die Bagger vorerst stoppen – die Jurist:innen fürs Klima haben unter Federführung des Grünen-Nationalrats und Anwalts Raphael Mahaim eine Verfügung durchgebracht. Ein Zeichen, dass wohl doch nicht alles so nachhaltig lief, wie es sollte.

(Dieser Artikel ist in ähnlicher Form als Kolumne im Sonntagsblick erschienen.)