Das Wunder der Tiefsee

Die Tiefsee war lange Zeit nicht erforscht und noch immer wissen wir nicht, welche wunderbaren Wesen dort in den Tiefen leben. In absoluter Dunkelheit. Dort leben trotzdem eine überwältigende Vielfalt an hoch spezialisierten Lebewesen. Fachleute schätzen, dass eine grosse Mehrheit aller Tierarten weltweit in der Tiefsee leben könnte.

Seien es Fische mit einer eigenen Laterne oder lebende Fossilien, sie lösen bei uns allen eine unglaubliche Faszination aus. Sie werden in Ruhe gelassen, weil wir nicht so einfach dorthin gelangen. Und das ist auch gut so.

Denn in letzter Zeit wächst der Druck auf die seltenen Erden und die Bodenschätze der Tiefsee wieder vermehrt. Beispielsweise ist der Bedarf nach Kobalt, Nickel oder Mangan aufgrund der Nachfrage nach modernen Technologien rasant gestiegen. Die Tiefsee gilt als Gebiet, das als gemeinsames Erbe der Menschheit deklariert ist und es umfasst rund zwei Drittel der Weltmeere. Verwaltet wird es von der ISA, der Internationalen Meeresbodenbehörde, mit Sitz in Kingston, Jamaica. Die ISA hat aktuell eine doppelte Aufgabe: Zum einen soll sie innerhalb des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen Regularien für den Abbau von Mineralstoffen entwickeln, eine Erarbeitung eines sogenannten «Mining Code». Zum anderen soll die ISA sicherstellen, dass die Tiefsee vor schädlichen Auswirkungen solcher Aktivitäten geschützt wird. Auch die Schweiz ist Mitglied bei der ISA und wird durch das SSA, das Schweizerische Seeschiffartsamt, vertreten. In der aktuellen Maritimen Strategie hat sich die Schweiz klar zu einem Moratorium beim Tiefseebergbau ausgesprochen. Die Europäische Kommission und rund zwei Dutzend Staaten auf der ganzen Welt unterstützen ein Moratorium. Dieses verlangt, dass erst dann kommerzielle Lizenzen für den Tiefseebergbau erteilt werden, wenn dessen Auswirkungen genauer bekannt sind.

Nun kommt die Tiefsee weiter unter Druck, will doch die USA ihre seltenen Erden selber anhäufen, um von China unabhängiger zu sein. So sollen auch die Tiefseegrabungen forciert werden. Die Schweiz muss sich hier für ein weltweites Moratorium einsetzen, denn die Auswirkungen einer Zerstörung der Böden der Weltmeere wäre verheerend. Nicht nur das Ökosystem und die Artenvielfalt wären gestört, auch der CO2-Speicher in den Meeren würde gelöst, was wiederum eine starke Auswirkung auf die Klimaerhitzung hätte. Lassen wir die Böden der Meere also so, wie sie sind.

(Dieser Artikel ist in ähnlicher Form als Kolumne im Sonntagsblick erschienen.)